Der Burgherr
- lastexit888
- 20. Okt.
- 6 Min. Lesezeit

Heute möchte ich euch mal von einer Reinigung erzählen, die für mich zu einer der eindrucksvollsten gehören, die ich in der letzten Zeit hatte. Sie ist aber auch ein sehr schönes Beispiel dafür, dass nicht alle Geister, die anfangs einen arschigen Eindruck machen auch arschig sind. Manchmal spielt einem das Leben eben einfach übel mit.
Da wir sonntags gerne im Wald unterwegs sind, ging es dieses mal ab auf eine Burg. Komischerweise war bis zum Abend vorher, eigentlich eine andere Burg geplant. Kurz vor dem Schlafengehen entschied ich mich allerdings um, weil sich das eigentliche Ziel besser für eine größere Tour eignet und ich mir die für ein anderes mal aufheben wollte. Wir brechen immer recht früh auf, so kommt es natürlich öfter mal vor das wir die ersten sind, die unterwegs sind. So auch dieses mal. Wir suchten uns einen Parkplatz im Ort und begannen mit dem Aufstieg. Wenn ich zu historischen Orten oder Gebäuden unterwegs bin, frage ich gerne schonmal von weitem in den Raum, ob da etwas los ist. Man muss dazu sagen, dass wenn man als Hörmedium seinen Kanal so weit wie möglich öffnet, dann bekommt man immer von irgendwem Antwort. Es ist eben doch ziemlich viel los um uns herum, dass man mit aktivem Filter nicht wahr nimmt. Und falls das jemanden beruhigt, die meisten Geister sind, genau wie wir, oft mit sich selbst beschäftigt und nehmen uns ebenfalls nur wahr, wenn sie ihren Fokus darauf richten. Aber weiter im Text auf meine Frage, ob noch jemand da rumhängt, bekam ich sofort Antwort.
Timo: Jemand da, der hier noch festhängt, oder Hilfe braucht?
Spirits: Uns geht's gut, aber da oben ist noch einer, der kann deine Hilfe brauchen.
Timo: Sicher das ich euch nicht helfen soll?
Spirits: Ne, wir kommen schon klar.
Timo: Kommt ihr mit hoch?
Spirits: Nein, da gehen wir nicht hoch.
Timo: Ist das sowas wie ein Burgherr da oben? (sowas hatten Tanja und ich schon ein zwei mal, ist aber zumindest bei mir schon ewig nicht mehr vorgekommen.)
Spirit: Ja, der ist es.
Wir gingen also weiter bergauf und schon nach ein paar hundert Metern, streckte ich meine Fühler in Richtung der Burg aus.
Timo (in Richtung Burg): Jemand zu Hause?
Hans: Wer bist du und was willst du überhaupt hier.
Timo: Ich bin der Timo und eigentlich will ich mir die Burg ansehen. Hab gehört, das ist deine.
Hans: Ja das ist sie.
Timo: Wie heißt du?
Hans: Hans.
Hans also. Ich dachte mir noch nicht viel bei der ganzen Geschichte und ging erst einmal weiter. Ich fragte Hans beim Aufstieg zwar schonmal, ob er bereit wäre zu gehen, aber er war noch nicht so weit. Wir kamen oben an und als ich mich etwas einfühlte, nahm eine recht finstere Energie wahr. Nicht aggressiv, sondern eher eine "Pass auf was du machst, sonst werde ich Sauer" Energie. Ich ging auf eine Tafel zu, auf der ein bisschen was Geschichtliches zur Ruine stand. Als ich mir durchlas, was mit dem Gemäuer alles so passiert ist und wer dessen Besitzer waren, bekam ich einmal kurz Gänsehaut. Ich meine, ich weiß schon, dass das funktioniert was ich da mache und dass ich mir das nicht einbilde. Über die meisten Geister, mit denen ich so zu tun habe, gibt es allerdings nicht mehr vieles, was ihre Existenz heute noch belegen könnte. In dem Fall gab es allerdings mal wieder etwas. Einer dieser Besitzer, der auf der Tafel eingetragen war, hieß tatsächlich Hans. In dem Moment als ich den Namen las und dachte, ach du kagge, das ist ja der Hit, kam direkt von Hans:
Dachtest du ich lüg dich an?
Timo: Da wärst du nicht der Erste. Ja, sehr gut, dann kann ich dir ja mal mein Angebot offerieren, wenn wir oben sind.
Tatsächlich änderte sich die Stimmung etwas. Alles wurde irgendwie freundlicher, aber ich musste mich wieder konzentrieren, denn wir hatten uns für eine Abkürzung entschieden, vermutlich dem eigentlichen Zugang zur Burg. Ich quälte mich die Abgenutzten, ziemlich glatten Stufen hoch und als ich oben ankam war die Stimmung wider Erwarten sogar sehr freundlich. Hans sagte, dass ihm mein Fräulein gefällt, die sich ohne mit der Wimper zu zucken ebenfalls über die steilen Treppenreste nach oben gekämpft hatte. Ich gab die Worte an sie weiter und sie bedankte sich auf Französisch. Hans gab mir auf Französisch eine Antwort zurück, die ich Hauptschüler aber leider nicht verstanden habe. Jedenfalls war ab diesem Zeitpunkt das Eis anscheinend gebrochen, denn Hans wurde plötzlich zu einem sehr angenehmen Gastgeber.
Hans: Endlich mal jemand den es sich lohnt einzuladen.
Wir sahen uns ein wenig um und ich begann wieder mit ihm zu plaudern.
Timo: Echt eine schöne Burg, ich kann schon verstehen, dass du hier nicht weg möchtest. Darf ich dich fragen, warum du nach dem Tod das Portal ausgeschlagen hast?
Auf der besagten Tafel war zu lesen, dass Hans die Burg seinem Schwager verkaufte.
Hans: Weißt du, ich wollte noch nicht gehen. Ich wollte hierher zurück. Es ist nicht so, dass ich die Burg freiwillig hergegeben habe.
Mir kam das Bild in den Kopf, wie Hans die Burg geerbt hatte und dass ihm dieses Erbe eigentlich verdammt wichtig war.
Hans: Ich war damals in einer schwierigen Finanziellen lange und musste meinem Schwager mein Elternhaus überlassen.
Vom Gefühl her würde ich sagen, dass sich der Schwager die Hütte nur allzu gerne unter den Nagel gerissen hat, was Hans ziemlich heruntergezogen hat.
Timo: Der Klassiker, hab da Ähnliches erlebt. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Viele machen sowas mit, aber was bringt es dir hier noch länger zu verweilen? Drüben bist du frei, da kannst du machen was du willst. Und dein Schwager, oder wer auch immer dein Leid ausgelöst hat, ist eh schon lange weg. Jetzt noch hier zu bleiben, ist wie ein Klotz am Bein. Wenn da noch was zu klären ist, bringt es nichts hier noch länger festzuhängen.
Hans: Ich weiß, eigentlich hab ich auch gar keine Lust mehr hierzubleiben, aber es war mir doch mal so wichtig.
Timo: Oh Mann, ich verstehe dich, mit dem Loslassen tue ich mir auch nicht gerade leicht, aber glaub mir, es ist besser, wenn du weiterziehst.
Hans: Wahrscheinlich hast du recht.
Wir standen im untersten Teil der Burg und waren auf dem Weg Richtung Terrasse als ich Hans erklärte, wie das ganze ablaufen wird.
Timo: Ich rufe mal die Götter her und mache dir da oben ein Portal ins Licht auf. (Ich hatte nicht das Gefühl, dass ein Portal in die Unterwelt nötig gewesen wäre).
Hans: Welche Götter, es gibt nur einen.
Timo: Hm, was denkst du, in wessen Auftrag die handeln? Das was die Christen Erzengel nennen, das nannte man früher Götter.
Hans: Ach so ist das.
Wir kamen oben an und setzten und kurz. Es standen nur noch ein paar Mauerreste, aber man konnte noch sehr gut erkennen, dass hier mal eine Art Vorraum war. Hans zeigte mir ein Bild von einem Raum, in dem Dienstleute oder Boten bewirtet wurden und sagte, hier ist ein guter Platz für einen Empfang. Ich holte Persephone dazu und visualisierte ihm das Portal ins Licht in Form einer Tür. Vor meinem inneren Auge sah ich Hans, wie er in dunklen Nebel gehüllt vor der Tür stand. Ich hatte Bedenken, ob das so funktionieren würde und rief Anubis dazu.
Hans: Du bist der Teufel!
Anubis: Du hast doch mittlerweile mitbekommen, dass nicht alles, was man dir gesagt hat, der Wahrheit entsprochen hat.
Hans (wieder entspannt): Das stimmt wohl.
Timo: Sind noch andere außer dir hier oben?
Hans: Nein, sie haben sich alle von mir abgewandt, weil sie es nicht ertragen konnten, wie ich leide.
Ich fühlte noch einmal nach, konnte aber auch niemanden mehr wahrnehmen.
Anubis nahm Hans noch einmal zur Seite und ich konnte nicht richtig verstehen, was Anubis gesagt hat, jedenfalls löste sich der dunkle Nebel um Hans auf und er erstrahlte wortwörtlich in einem glänzend goldenen Licht. Er bedankte sich noch einmal und ging freudestrahlend durch das Portal. Im selben Moment schlug mir ein Gefühl der Dankbarkeit, entgegen, das mir tatsächlich ein Tränchen ins Auge getrieben hat. Das war wirklich eine der schönsten Reinigungen, die ich seit langem hatte. Was mit Sicherheit auch damit zu tun hat, dass ich mir mal wieder ein wenig Zeit nehmen konnte, mir die Geschichte von Hans anzuhören. In den letzten Monaten fehlt mir leider die Zeit dazu und die meisten Spirits wurden oft im Vorübergehen abgefertigt. Ich hoffe, sowas kann ich in Zukunft mal wieder öfter machen.
Ihr seht, was sich anfangs ziemlich ablehnend anfühlte, endete zum Schluss in einem sehr schönen Erlebnis. Deswegen, geht nicht immer gleich auf Angriff und hört euch erstmal an, ob es was Sinnvolles zu sagen gibt.
Danach folgte das übliche Prozedere und ich leitete die restliche Schwärze an Anubis weiter, der sie wie immer dankend entgegennahm und wir machten uns wieder auf den Heimweg.
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